Selinas Geschichte

“Hallo ihr Lieben, weiß garnicht wo ich anfangen soll… Wir haben 3 Kinder, unsere 8-jährige ist soweit gesund und besucht die dritte Klasse, allerdings besucht sie seit einiger Zeit einen Kinderpsychologen (den Grund dafür werdet ihr gleich erfahren). Unser zweijähriger Sohn ist leider an dem Retinoblastom erkrankt und die Diagnose dafür haben wir am 15.11.2016 erfahren!

Wir haben seit diesem Zeitpunkt viel durch gemacht, ständige Aufenthalte im Essener Uniklinikum, Arztbesuche, Augenprothetiker Termine in Köln usw. Sein rechtes Auge musste entfernt und Chemotherapie begonnen werden. Dadurch fehlte uns der Mut und die Kraft unsere kleine Familie wachsen zu lassen. Für uns war die Familienplanung abgeschlossen. Ich stillte unseren Sohn weiter, denn das war das einzige was er in der Chemotherapie Phase zu sich genommen hat. Das bedeutete für mich, ich nahm die Stillpille weiter und machte Anfang des Jahres einen Termin bei meiner Frauenärztin, um mit ihr meine Sterilisation zu besprechen. Wir waren uns einig darüber, dass wir so ein Risiko keinen unserer Kinder mehr zumuten wollten. Gesagt, getan! Doch dann nahm das Schicksal eine große Wende…

Bei der Untersuchung sagte meine Ärztin: “Frau K., ich denke wir verschieben die Sterilisation um ein paar Monate.” Ich war geschockt, es konnte doch nicht sein! Ich nahm die Stillpille, ich hatte Stress, ich hatte Kummer und große Sorgen, wir hatten doch abgeschlossen?! Nach vielen Untersuchungen, Gesprächen usw. stand es für uns fest: die Maus sollte einfach noch sein! Es war unser drittes Wunder, was sich ankündigte und zu uns wollte. Am 21.09.2017 war der ET. Nach anfänglicher Angst und Bedenken freuten wir uns! Allerdings mussten wir noch ein paar Hürden meistern. Die Schwangerschaft verlief nicht so rund… stressbedingt war die Maus etwas klein und zierlich, unregelmäßige und vorzeitige Kontraktionen, ein Leistenbruch und viele engmaschige Untersuchungen begleiteten die Schwangerschaft. Wir zogen im Juni in eine kernsanierte Wohnung um, auf Grund des Schimmels in unserer alten Wohnung. Die große musste dementsprechend die Schule wechseln. Im Juli stellten wir im Zimmer der Großen einen Wasserschaden fest und können seit dem 2 Zimmer nicht nutzen. Diese werden durch Firmen nochmals kernsaniert.

Des Weiteren holten wir uns im April ein neues Familien Auto… was soll ich sagen, am 17.07.2017 hatte ich einen Termin bei meiner Ärztin und fuhr los… und da geschah es, mir fuhr ein Motorradfahrer fast frontal ins Auto. Ich fuhr ins Krankenhaus und sie stellten eine evtl. Ablösung der Plazenta fest. Nach engmaschigen Kontrollen, erfuhren wir das die Maus am 28.07.2017 geholt werden sollte. Ich bekam die Lungenreife und war völlig am Boden zerstört!

Tausend Fragen und Ängste schossen mir durch den Kopf. Einen Kaiserschnitt wollte ich nicht. Kann ich denn stillen? Wird sie es schaffen, wenn sie so zierlich ist? Wie lange muss sie auf der Neo bleiben? Und noch viele Fragen mehr, ließen mir keine Ruhe und rissen mir den Boden unter den Füßen weg. Die Freude war plötzlich weg und die Angst überwiegte. Die Gedanken: Zuhause ist doch pures Chaos. Wer nimmt die Untersuchungstermine war mit unserem Sohn? Wie sehr muss unsere Große leiden und das in den Ferien, wo ich doch so viele Ausflüge mit ihr geplant hatte. Sie musste schon so viel und lange zurück stecken. Naja und unser Auto war ein wirtschaftlicher Totalschaden, wer übernimmt die Kosten dafür??? All solche blöden Fragen und Gedanken durchreisten meinen Kopf. Dabei sollte man sich doch darauf freuen!

Sie haben sich größte Mühe mir die Angst zu nehmen, aber es gelang ihnen in der Klinik nicht. Mein Mann kümmerte sich um unsere Kinder und probierte das Chaos Zuhause einzugrenzen, dadurch machte er es mit sich aus und ich machte meine Sorgen mit mir aus. Der Freitag rückte immer näher und ich kam mir so hilflos und verloren vor. Das Bemalen vom Bauch, die letzten Shooting Bilder, die letzten Besorgungen… alles war nicht mehr möglich! Die Sorge um die kleine Maus war riesig! Dann ging alles so schnell. Freitag den 28.07.2017 um 8.20 Uhr kam die kleine Amy-Jolin mit 1.945 Gramm und 29 cm zur Welt. Sie schrie und wir waren zuerst einmal erleichtert. Die Ärzte waren begeistert, sie war doch schwerer als erwartet. Wir waren erleichtert. Insgesamt waren wir 2 1/2 Wochen oben auf der Neo und sie machte täglich Fortschritte. Wir durften am 15.08.2017 schon nach Hause. Der Kaiserschnitt war nicht schön, aber die Maus überwiegt alles.

Wir haben einen Monitor mit nach Hause bekommen und ein paar Medikamente. Einen Teil dürfen wir seit heute absetzen. Sie bekommt zur Vorbeugung auch Krankengymnastik. Amy entwickelt sich prächtig und hat ein Gewicht von 2.880 Gramm und ist 48cm groß. Wir sind auf einem guten Weg. Die Ärzte und Schwestern nennen sie auch “das Musterfrühchen” ! Ich wünsche allen von Herzen, dass sie nie den Mut verlieren, auch wenn es mal ganz und garnicht schön in ihrem Leben verläuft!”

Liebe Selina, vielen Dank, dass Du deine Geschichte mit uns und unseren Lesern teilst. Es ist manchmal garnicht zu begreifen, dass es das Schicksal mit einem so garnicht gut meint und man das Gefühl hat, alles läuft aus dem Ruder. Ihr hattet so unglaublich viele Hürden zu meistern und dafür so unglaublich viele Kräfte mobilisiert. Ich weiß selber, für seine Familie und Kinder wird man zur Superheldin und zum Superhelden. Ich wünsche Euch, dass ihr die schlimmste Zeit nun überstanden habt und endlich zur Ruhe kommen könnte. Es wird immer mal wieder Rückschläge im Leben geben. Aber aus der schweren Zeit wisst ihr, dass ihr zusammen ganz viel meistern könnt! Ich denke eure Geschichte wird vielen hier Mut machen. Alles Liebe und Gute weiterhin und danke für das Bild eures dritten Wunders.

Wer uns auch seine Geschichte erzählen möchte, darf sie gerne an naehenfuerfruehchen@gmx.de mit dem Betreff “Herzenssache – Meine Geschichte” senden.

2 Gedanken zu „Selinas Geschichte“

  1. Der pure Wahnsinn. Ich drücke alle Daumen, dass es für euch alle immer weiter aufwärts geht! Ihr habt euch so viele Sorgen machen müssen und macht bestimmt für einige Mut, nicht aufzugeben. Vielen lieben Dank für deine unfassbare, berührende Geschichte!

  2. Danke für deine bewegende Geschichte. Ich wünsche euch alles Gute und dass ihr in Zukunft als Familie nur noch gute Nachrichten bekommt und es euch allen gut geht.

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