Patricias Geschichte

 Meine Sternchen

Anfang 2014 war es soweit. Mein Mann und ich entschlossen uns, unseren Kinderwunsch gemeinsam anzugehen. Tatsächlich hatte ich mich mit dem Thema Sternchen auch schon im Vorfeld informiert und mir gesagt: es kann IMMER passieren…

Als ich bereits nach dem 2. Übungsmonat den positiven Test in der Hand hielt, freuten wir uns riesig. Am Ende der Woche wollte ich es auch auf der Arbeit erzählen, da ich nach Bekanntwerden einer Schwangerschaft nicht mehr im Außendienst arbeiten darf.

Am letzten Tag kam es aber zu einem riesigen Streit mit einer Kollegin, was mich sehr aufwühlte. Am Abend bekam ich Blutungen. Ich war noch in der Anfangszeit, 7. Ssw, und wusste, das war es. Ich sagte es meinem Chef, wechselte nach meinem Urlaub die Dienststelle. Ob der Streit in der Frühschwangerschaft Schuld war, werde ich wohl nie erfahren. Aber wir hatten uns trotz der anfänglichen Trauer gesagt, dass wir es einfach wieder versuchen werden.

Einen Monat später- wieder ein positiver Test. Wir freuten uns sehr. Unseren einen Fehlversuch hatten wir ja hinter uns. Wir sind beide gesund, sportlich, Nichtraucher- was sollte also schief laufen? Tatsächlich durften wir unser kleines Krümelchen betrachten. In der 9. Ssw dann der Herzschlag, aber zeitgleich die Aussage meiner Ärztin: es ist etwas zu klein. Der Herzschlag beruhigte uns trotzdem erstmal und wir hofften, dass es weiter wächst. 2 Wochen später kam es zu dem nächsten Termin. Vorfreude und Angst vermischten sich- mein Mann begleitete mich zum Arzt. Wir saßen gefühlte Stunden im Warteraum- es waren tatsächlich nur wenige Minuten.

Im Zimmer hielt ich ganz fest die Hand meines Mannes- wir starrten auf den Bildschirm. KEIN HERZSCHLAG! Ich wollte es nicht glauben, aber so war es. Unser Böhnchen ist sogar noch etwas geschrumpft. Es zog mir die Füße weg. Ich konnte es nicht glauben, wollte es nicht glauben. Ich hörte meine Ärztin wie einen Schleier noch sagen, dass es ihr sehr leid tut und es leider immer mal passieren kann…Ja 1 mal…Aber 2 mal hintereinander?

Ich könne mich selbst entscheiden, ob es von alleine den Weg findet, oder ob ich es “ausschaben” lasse. AUSSCHABEN- wie ich dieses Wort hasse…Wie einen Gegenstand, den man wegkratzt und dann wegschmeißt… Aber etwas Anderes ist in dieser frühen Zeit ja auch nicht vorgesehen. Es gibt keine Möglichkeit der Verabschiedung, wenn man es nicht selbst Zuhause verliert…

Ich gab mir 1,5 Wochen Zeit- leider ging er (er wurde untersucht und wir erfuhren, dass es ein Junge geworden wäre) nicht von alleine. Die OP war der Horror. Ich ging anschließend mit Mini-Babybauch, aber ohne Baby drin.

Jede Schwangere, jedes Baby, was ich sah war für mich ein Stich ins Herz. Die Trauer war einfach unbeschreiblich. Ich weinte mich durch die Tage und Nächte. Die Frage kam auf, ob mit uns genetisch etwas nicht stimmte. Wir beschlossen, nachdem das Ergebnis unseres Böhnchens eine Trisomie 16 ergab, uns untersuchen zu lassen. Bei uns sei jedoch alles ok. 3 Monate durfte ich nun aber nicht schwanger werden.

Den Versuch früher dazu zu starten, war ich auch nicht im Stande. Die Trauer war zu stark. Mein Mann war mir immer eine große Stütze. Andere im Umfeld zeigten eher wenig Verständnis. Es war doch noch so früh- keine richtigen Babys, wir sind doch noch so jung…Sprüche, die ich irgendwann nicht mehr hören konnte und wollte. Ich suchte mir Hilfe. Nicht bei einer Psychologin, sondern in einem Forum- unter Gleichgesinnten. Frauen, die in verschiedenen Phasen der Schwangerschaft ihre Wunschkinder zu den Sternen gehen lassen mussten. Wir haben zum Teil heute noch Kontakt und uns durch neue Schwangerschaften begleitet- bis hin zu unseren Folgewundern.

Von unserem Wunder erfuhren wir im Februar 2015. Wieder ein positiver Test. Wieder zeitgleich Hoffnung und Angst. Meine Ärztin: erstmal 2 Wochen im Urlaub. Ich beschloss daraufhin, eine andere Praxis aufzusuchen… Es war zeitgleich ein kompletter Neustart. Ich wechselte die Ärztin.

Sie verstand es einfach perfekt mir die Angst zu nehmen. Als beim Ultraschall dann die Worte: “alles zeitgerecht entwickelt” und 1 Woche später ” das Herz schlägt” kamen, liefen mir die Tränen über das Gesicht. Ich hatte Hoffnung, Hoffnung, dass es bleibt. Und ER blieb.

Einen kleinen Schockmoment gab es jedoch noch. Am 15.10. fuhren wir nach immer kürzeren Wehen Abständen ins Krankenhaus. Alles war zeitgerecht- nur 6 Tage früher als geplant…Vor Ort musste ich ans CTG- noch etwas Zeit, ich solle noch etwas spazieren und in 2h nochmal ans CTG… Beim 2. Mal wurde es plötzlich hektisch…Statt zu sitzen, sollte ich mich hinlegen… Eine Begründung erhielt ich nicht. Mein Mann erfuhr dann, dass der Herzschlag nicht zu finden sei… Aber wir hatten Glück…Das CTG war vielleicht nur verrutscht…Die Geburt war nach den Hebammen eine Traumgeburt.

Am 16.10. Um 08:26 Uhr konnten wir unseren Schatz im Arm halten. Tränen liefen über unser Gesicht. Diesmal jedoch vor Glück. Wir waren endlich auch offiziell eine Familie. Unsere beiden Sternchen bleiben aber immer in unserem Herzen.

Liebe Patricia,
wir danken dir sehr, dass du deine Geschichte mit uns geteilt hast. Es ist schade, dass heutzutage zum Teil noch so wenig Verständnis für die Trauer aufgebracht wird, die man auch beim Verlust eines Babys im frühen Stadium verspürt. Es ist schön, dass du dich mit Gleichgesinnten austauschen konntest und es dir dadurch wieder besser ging. Und schön, dass ihr mit eurem Folgewunder glücklich seid.

Ganz liebe Grüße.

Bist Du auch Sternenkindmama oder hast Du ein Frühchen bekommen. Kennst Du diese Ängste und Sorgen, den Trauer und Schmerz? Wir freuen uns, wenn Du uns deine persönliche Geschichte erzählst, denn Du gibst damit dem Thema eine Stimme. Deine Stimme. Wir freuen uns auch, über ein Foto dazu (z.B. ein Ultraschallbild) aber das ist keine Voraussetzung, auf Wunsch veröffentlichen wir deinen Bericht auch anonym. Wir wissen, wie schwer es ist darüber zu reden, aber vielleicht kannst Du uns deine Geschichte schreiben. Eine Geschichte, die vielleicht anderen Sternenkindmamas Trost spendet, oder die zeigt, wie Du den schweren Verlust verarbeiten konntest. Eine Geschichte, die anderen Frühchenmamas Mut macht.

Wer uns auch seine Geschichte erzählen möchte, darf sie gerne an naehenfuerfruehchen@gmx.de mit dem Betreff “Herzenssache – Meine Geschichte” senden.

Foto Quelle: Pixabay
Nicht jeder möchte zu seiner Geschichte auch ein Foto veröffentlichen, dafür haben wir vollstes Verständnis. In dem Fall wurde symbolisch für die zwei Sternenkinder ein Foto aus benannter Quelle eingefügt.